Kompensation von CO2 – Greenwashing und Ablasshandel?

Kompensation von CO2 – Greenwashing und Ablasshandel?

Klimaneutralit?t als Greenwashing-Begriff

Unternehmen sind zunehmend mit der Aufgabe konfrontiert, Verantwortung für ihre Klimaauswirkungen zu übernehmen. Eine rasche Beschleunigung von Klimazusagen der Unternehmen und ein allgemeiner Mangel an regulatorischer Aufsicht auf nationaler Ebene führt dazu, dass zwischen echter Klimaführung und unbegründetem Greenwashing schwer zu unterscheiden ist.

Hier untersuchte das New Climate Institute?25 globale Unternehmen auf die Transparenz und Integrit?t ihrer Klimazusagen. Der Corporate Climate Responsibility Monitor 2022 konzentriert sich dabei auf vier Hauptbereiche der Klimama?nahmen von Unternehmen: Nachverfolgung und Offenlegung von Emissionen, Festlegung von Emissionsreduktionszielen, Reduzierung der eigenen Emissionen und übernahme von Verantwortung für unverminderte Emissionen durch Klimabeitr?ge oder Kompensationen (online hier nachzulesen auf newclimate.org)

Der Begriff Netto-Null suggeriert dabei die Vorstellung einer Emissionsminderung von 100 Prozent bei Verbraucher:innen. In der Tat liegen die Netto-Null-Ziele vieler Unternehmen aber weit unter 100 Prozent oder sind erst gar nicht genau definiert.?Der Begriff Greenwashing beschreibt in diesem Zusammenhang, dass Unternehmen nicht nur ihre Minderungsans?tze nicht bestimmen, sondern sich zudem durch die CO2 Kompensation mit Geld frei kaufen und ihre Emissionen ‘‘bereinigen‘‘.

Oft werden hierfür Aufforstungsprojekte unterstützt, also naturbasierte L?sungen. Diese Ans?tze sind jedoch für weitreichende Kompensationsansprüche?ungeeignet, weil die biologische Kohlenstoffspeicherung rückg?ngig gemacht werden kann?(z.B. wenn W?lder abgeholzt und verbrannt werden). Angesichts der zunehmenden globalen Erw?rmung und ihrer Folgen müssen Emissionen reduziert und die Kohlenstoffspeicherung erh?ht werden, nicht das eine oder das andere. Denn auch die Wissenschaft ist sich einig:?Der permanente Schaden, der durch fossile Brennstoffe verursacht wird (fossiles CO2) kann nicht durch kurzfristige Klimaprojekte wie Aufforstung eliminiert werden. Hier existiert ein gro?es Problem des Fehlanreizes durch billige Kompensationsangebote.?Trotz Standards wie der Gold Standard oder Verra Standard ist der freie CO2 Kompensationsmarkt nicht stark reguliert und überprüft – was dazu führt, dass mancherorts eine Tonne CO2 für 3 Euro gehandelt wird und nicht, wie im Vergleich im Europ?ischen Emissionshandel, bei über 60 Euro die Tonne liegt. Zudem ist oft nicht sichergestellt, dass die Zus?tzlichkeit eines Projekts erfüllt ist – also ein Projekt wirklich erst durch die Kompensationsgelder erm?glich wird und eine Doppelz?hlung ausgeschlossen ist.

Die Abschw?chung des Klimawandels h?ngt von Innovationen ab und?Unternehmen spielen als Innovatoren eine zentrale Rolle bei der Suche nach L?sungen für eine tiefgreifende Dekarbonisierung.?Unternehmerische Bemühungen einer Klimastrategie mit zukunftsver?ndernden Reduktionszielen müssen dringend beschleunigt aber auch kontrolliert und gewürdigt werden. Die Aussagen von Unternehmen müssen in Zukunft einer intensiven Prüfung unterzogen werden, um festzustellen, ob ihre Zusagen und Behauptungen glaubwürdig sind. Wirklich ehrgeizige Unternehmen k?nnen durch die Einführung einer strengeren Regulierung unterstützt werden, die für gleiche Wettbewerbsbedingungen sorgt, indem sie sicherstellt, dass diese ehrgeizigen Akteure im Vergleich zu ihren weniger ehrgeizigen Marktbegleitern nicht wirtschaftlich benachteiligt werden.?Die Regulierungsbeh?rden und Normungsinitiativen müssen Wege finden, um Klimavorreiterschaft von Greenwashing zu unterscheiden und abzugrenzen,?um ehrgeizige Akteure bei der Innovation und der Beschleunigung der Dekarbonisierung zu unterstützen.

Fragen? Kontaktieren Sie Birte Erbeldinger über?b.erbeldinger@terra-insitute.eu

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Franz Krewel

?Think straight - talk straight“ Vorstand Real I.S. AG I ILA Certified Director I Real Estate I Investment I FinTech I PropTech I Blockchain I Crypto I AI I Forestry I Qualifizierter Aufsichtsrat I Beirat

1 年

"Die gr??ten Umweltprobleme sind Egoismus, Gier und Gleichgültigkeit." Gus Speth Wer Klimaschutz ernst nimmt, vermeidet und reduziert CO2. Kompensationen und Zertifizierungen werden h?ufig nur zu Image- und Marketingzwecken genutzt. Wobei ich dennoch über jeden gepflanzten Baum froh bin.

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?? Maria Gottenhuber

Ich unterstütze Führungskr?fte und Gesch?ftsführer ESG-Anforderungen zu erfüllen & wettbewerbsf?hig zu bleiben | Ich biete Unternehmen meine Reichweite für ihre Nachhaltigkeitsbotschaft | LinkedIn TopVoice Nachhaltigkeit

2 年

Danke für diesen sehr klaren Artikel! Greenwashing ist kein Kavaliersdelikt! Das einzige Positive, das man Greenwashing abgewinnen kann, ist, dass auch die Greewasher erkannt haben, dass Nachhaltigkeit notwendig ist! Denn: Die Menschen wollen immer mehr nachhaltige Produkte kaufen bzw. Sinn in ihrer Arbeit finden! Das gibt Hoffnung, dass immer mehr Unternehmen zu ehrlichen Ma?nahmen zur CO2-Reduktion greifen werden! Wer bei der Transformation zu mehr Nachhaltigkeit Unterstützung braucht, ist beim Terra Institute sehr gut aufgehoben!

Philipp Grill

Tealorist ?? Nachhaltigkeit & New Work ????

2 年

Es sollte nicht ein entweder oder sein, sondern ein sowohl als auch! Den eigenen CO2-Aussto? reduzieren und das übrige - mittels Gold-Standard - kompensieren. Allerdings sollte es wirklich genauere Regeln geben, ab wann man sich CO2-Neutral/Klima positiv, CO2 neutrale Produktion etc. nennen darf.

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