?Kann Management ?agil‘?“ - Management muss ?agil’!

?Kann Management ?agil‘?“ - Management muss ?agil’!

Wenn sich der Nebel lichtet und langsam die ersten Konturen und Strukturen wieder sichtbar werden, dann ist das (für mich) oft ein Moment, in dem ich neues entdecke. Neues, das im Gesamtbild des Panoramas zuvor unter- und damit in der Wahrnehmung verloren gegangen ist. Es ist ein Moment, der mich auch zu neuen Erkenntnissen bringt, neue Perspektiven aufzeigt und manchmal Ziel und Richtung gibt. 

?hnlich geht es mir, wenn gro?e Konzepte zusammentreffen und die übereinstimmungen langsam aus dem Dunst der Inhalte heraus zutage treten. 

Besonders spannend werden solche Momente, wenn es sich dabei um Ideen handelt, mit denen ich mich schon lange befasst habe, die ich kenne und die, mit frischen Augen, betrachtet dennoch immer wieder neue Impulse bieten. 

Ein solcher Moment war vorgestern, als ich die Erkenntnisse unserer Studie zu Agilem Management Design mit meiner Darstellung und Differenzierung der drei wesentlichen Agilit?tsbereiche, der operativen, der strategischen und der organisationalen Agilit?t, zusammenbrachte.

In der Studie (die Sie hier herunterladen k?nnen) haben wir versucht Antworten auf derzeit h?chst relevante Managementfragen zu geben, etwa auf Fragestellungen wie "Worauf fokussieren erfolgreiche Unternehmen bei der Gestaltung des Arbeitsumfelds Ihrer Mitarbeiter?", "Ist Agilit?t dabei operatives oder ein strategisch/organisationales Thema?" oder "Wer unter den Führungskr?ften sollte sich mit Agilit?t befassen und in welchem Ma?e?". Fragen, die sich im Kontext der gro?en Transformationen, der Digitalisierung, dem Aufbau neuer Gesch?ftsmodelle oder bei der Umgestaltung von (Zusammen)Arbeitsprozessen zwangsl?ufig stellen.

Ums kurz zu machen: Wer sich die Ergebnisse der Studie ansieht, stellt fest: Die Muster sind klar! Erfolgreiche Unternehmen sind in der Lage operative Agilit?t zu leben, WEIL ihr Management verstanden hat, dass Agilit?t im Denken und Handeln hier, in der "Führungsspitze", verankert sein muss. Sie bauen auf die Freiheiten der Mitarbeiter und geben zugleich klare, weit gefasste Rahmenbedingungen vor, in denen sich die Potenziale entfalten k?nnen. 

Alle Parameter, die wir mit der Studie betrachtet haben, weisen nachhaltig darauf hin. 

Noch etwas ist klar herausgekommen: Agilit?t - auch auf der Managementebene - ist kontextspezifisch. Es gibt (weiterhin) keine Kopiervorlage und kein Muster. Agilit?t, ohnehin abh?ngig von der M?glichkeiten eines jeden, von der Haltung und dem Wunsch die menschlichen kognitiven und sozialen F?higkeiten bei sich und in seinem Arbeitsumfeld zu implementieren, ist so unterschiedlich, wie die Mischung an Menschen, Erfahrungen und Umfeldern in und mit denen Unternehmen zurechtkommen müssen.

Drei Analyseschritte

Und doch reizte mich gestern der Versuch aus den Daten, Erkenntnissen und Modellen eine Richtung abzuleiten, in der Unternehmen gehen k?nnen und ihnen hierfür Wegmarken mitzugeben. So habe ich die Indikatoren des "Performance Dreiecks" von Lukas Michel in das Modell der drei Bereiche von Agilit?t übertragen und dort positioniert.

Das Ergebnis sehen Sie hier:

Spannend, war es die Daten der Studie für die Top-Unternehmen und die wenig(er) erfolgreichen einzutragen.

W?hrend für die Top-Unternehmen alle Werte (im Mittel über alle betrachteten Unternehmen) im grünen Bereich liegen, ist dies an Tabellenende umgekehrt. Alle Werte haben, wenig erstaunlich, deutliches Potenzial nach oben. 

Doch erst der n?chste Analyse- und Interpretationsschritt machte klar, was sich im Nebel verbarg: Die Differenzen der Ergebnisse für Top- und Minderperformer zusammen mit den Aussagen über die Fokuspunkte der Top-Unternehmen zeigte, als meine pers?nliche Quintessenz aus der Studie, dass sich daraus Wege identifizieren lassen, die Unternehmen erm?glichen k?nnen die Basis für gelebte Agilit?t vergleichsweise schnell zu implementieren. Zwar sicher keine eineindeutigen, unbedingt zu befolgenden Wege, aber sehr zentrale Denkrichtungen, wenn es darum geht, als Organisation an dieser Stelle weiter zu kommen. 

Zwei Wege

Der erste Weg in Richtung von mehr Erfolg startet beim Sinn und dem Verst?ndnis für das gemeinsame Ziel. Zweiter Schritt ist die Wahlfreiheit einzur?umen, also den Mitarbeitern Raum zu geben Entscheidungen bzgl. ihrer Aufgabenerfüllung selbst zu treffen. Im dritten Schritt wird so mehr Vertrauen in die eigenen F?higkeiten und die der Kollegen aufgebaut. Der vierte Schritt führt auf dieser Grundlage zu besseren Beziehungen, dies im fünften Schritt zu einer besseren Kultur, dies wiederum im sechsten Schritt zu ausgepr?gteren dynamischen F?higkeiten und dem Zugriff auf die angesprochenen kognitive und sozialen Kompetenzen. Von hier ist es ein kurzer Weg zu mehr Leistung (siebter Schritt), mehr Innovation (achter Schritt), mehr Wachstum (neunter Schritt, wobei sich dies auch "nur auf Kompetenzen und F?higkeiten beziehen kann) und schlie?lich zu mehr gemeinsamem Erfolg.

Im Bild der Agilit?tsbereiche bedeutet dies für Unternehmen gleichzeitig an den Themen "Gesch?ftsmodell", "neue Arbeitssituationen (aka 'new work')" und an deren gemeinsamer Basis, dem Managementmodell arbeiten zu müssen. Dass es nicht reicht eine Transformation, einen Ansatz nach dem anderen zu durchlaufen, ist in dieser Form wahrscheinlich wenigen bewusst. 

Ein zus?tzlicher Seitenweg verl?uft vornehmlich im Bereich neuer Arbeitssituationen und der immer notwendigen ver?nderten Rahmenbedingungen und des Managementsystems. Wenn der Druck sich noch in Grenzen h?lt, k?nnen Entwicklungen in Richtung Agilit?t mit einer bewussten Reflexion des pers?nlichen und gesamtorganisationalen Status Quo starten. Das "Bewusstsein" für das Arbeitsumfeld und die Ver?nderungen ist der erste Schritt auf diesem Parallelweg. Das Bewusstsein erleichtert es, den Fokus auf die wirklich relevanten Dinge zu richten, dies wiederum verbessert die Zusammenarbeit, was es der Führung leichter macht sich mit den relevanten und teils übergeordneten Themen und den neuen "agilen" Rollenmustern zu befassen. Damit erhalten auch die Führungssysteme, d.h. die Regeln, die Routinen und die Werkzeuge eine neue Gestalt und neue Bedeutung.

Leider wird in Zeiten der drohenden Krise und unter Zeitdruck stattdessen oft einfach irgendwo gestartet, dabei gehen Bewusstsein, und vor allem der Fokus oft verloren, die Zusammenarbeit leidet und die Führung muss sich darum kümmern, die Abl?ufe irgendwie zu koordinieren. Vielleicht kennen Sie dieses Bild.

Bevor Sie jetzt auf dieser Basis selbst loslegen noch ein wichtiger Hinweis und ein Bild das in der Studie (wieder mal) best?tigt wurde: Es geht um die (ganz natürliche) (Selbst)übersch?tzung von Managern und Führungskr?ften. Im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Kreis der Mitarbeiter waren deren Werte fast immer um ca. 10 - 15% besser. Dieser Effekt war im Bereich der pers?nlichen Arbeitssituation und des -umfelds naturgem?? noch gr??er. 

Aber, wen wundert’s, schlie?lich k?nnen sie sich ihr Arbeitsfeld oft relativ frei w?hlen und besitzen ein hohes Vertrauen in ihre eigenen F?higkeiten. 

Beim ersten hier aufgezeigten Weg zeigt sich dies, wenn beim Thema Kultur die Werte beginnen zu sinken und in der Folge (unter)durchschnittlich verlaufen. Gerade in diesen Unternehmen sollte um so mehr darauf geachtet werden, mit der Identifikation und Definition einer gemeinsamen Zielsetzung zu beginnen und vor allem die pers?nlichen Arbeitssituationen der Mitarbeiter genau zu betrachten. Nur so verhindern nicht die Rauschschwaden der überall schwelenden Feuer den Blick in und durch den Nebel. Aber auch das ist Ihnen wahrscheinlich vertraut - dennoch er ?rgert mich einfach immer wieder, wenn hier Potenzial ungenutzt bleibt.    

Ein komplexes Unterfangen

Wenn Sie also den Nebel nutzen, zugleich Ihren Blick sch?rfen wollen, um schlie?lich das Gesamtbild besser zu verstehen, dann arbeiten Sie sich auf den aufgezeigten Wegen durch Ihr Unternehmen. Schaffen und sch?rfen Sie das Bewusstsein, für die konkreten, aber tieferliegenden Probleme und Hemmnisse in der Organisation, um diese ganz direkt anzugehen, statt sich zu lange mit Symptomen aufzuhalten. 

Arbeiten Sie gemeinsam an Themen wie Emotionaler Intelligenz und Empathie, an der Kommunikation und (wieder mal, immer noch und wohl immer mehr) den Soft Skills. 

Zugegeben, ein komplexes Unterfangen, wenn man sich allein auf subjektive Wahrnehmungen verlassen muss. Eine M?glichkeit sich dem auf Basis einer objektiven Evaluation zu n?hern, haben Sie mit dem Performance Dreieck und den darauf aufbauenden Design Checks hier ja aber auch erhalten. ;) 

Also, was h?lt Sie noch davon ab, den sich lichtenden Nebel zu betrachten, um die ersten Silhouetten sich abzeichnender Artefakte zu identifizieren. Es lohnt das Auge hierfür zu schulen, denn Agilit?t, vor allem organisationale, ist das Kernthema, das Unternehmen zukunftsf?hig h?lt und macht. Zumindest ist das meine überzeugung.   


Nachtrag 12.07.2018: In meinem neuen Artikel "Wenn die Realit?t rechts überholt - Agiles Management auf dem Prüfstand" zeige ich anhand von fünf Beispielen wie sich der oben beschriebene Ansatz konkret in und auf Unternehmen anwenden l?sst.


Wenn Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag oder der Studie haben, dann kommentieren Sie hier oder schreiben Sie mir einfach eine kurze e-mail

Die Studie "Agiles Management Design" k?nnen Sie hier herunterladen.

Eine Infografik mit einer Kurzzusammenfassung finden Sie hier. 

Meine "Einführungsbeitr?ge" zu den drei Bereichen von Agilit?t finden Sie hier: "Down to earth" oder "abgehoben" - Agilit?t, das Zentrum des Unternehmens-chaos-kosmos und hier: Organisationale Agilit?t: Zukunftsthema Nr.1 für Management und HR!

Das Buch von Lukas Michel zum Performance Dreieck erhalten Sie z.B. hier: (ISBN 978-1907794414)


05. Juli 2018 - ZUKUNFTheute - erfolgreicher.zusammen.wirken

Mehr Artikel finden Sie im Blog von ZUKUNFTheute. 

Guido Bosbach ist Inhaber von ZUKUNFTheuteBerater & Mentor für Top-Management, Agile-Supervisor und führender Experte für erfolgreiche Zusammenarbeit und zeitgem??es Managementdesign.

Er ist laut dem personalmagazin Top-HR-Influencer und wurde als einer der 25 LinkedIn Top Voices 2017 D-A-CH ausgezeichnet.

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Katrin Steinbeck

Holistic Health | Corporate Health Consultant (BGM) | Professional Scrum Master? I (PSM I) | Agile Coach??Passionate about health, e-health, digital health, coaching, people, new work, social media, SaaS.

4 年

Alles richtig, ich bin ein Riesen-Fan von Agilit?t und Raum und Verwiklichung! Jedoch braucht es nachwievor auch Strukturen, Regeln, Ziele, Deadlines. Es ist so ein bisschen wie in der Erziehung: ohne Grenzen, Struktuten, klare Handlungsanweisungen aber auch Konsequenzen funktioniert es nicht. Diese geben den Menschen zudem auch wichtige Orientierungspunkte und auch einen Halt. Ich denke, auch hier ist wieder der goldene Mittelweg zwischen Raum lassen, Verantwortung übertragen,Vertrauen haben/ vermitteln und guter, strukturieter, klarer, konsequenter Führung der Weg, der zum Erfolg führt. Jeder sollte seine Rolle, Aufgabe und auch seine Verantwortung kennen und sich innerhalb derer weiterentwickeln und entfalten k?nnen. Das gilt für die Führungsebene genauso wie für die Mitarbeiter.

John Bailey

COO | Mentor | NED | Pillar to the Powerful

6 年

Gut aufbereitet, sauber argumentiert...aber dennoch m.E. des Kaisers neue Kleider

Franziska Puehringer

Key-Account-Manager bei Delzhofer Industrieservice

6 年

Soweit ich verstanden habe muss man überhaupt darauf achten, dass es Nebel gibt und wenn er sich lichtet. das mit der Agilit?t gef?llt mir.

J?rg Hering

Knowledge-Hub bei Telekom Deutschland GmbH

6 年

Wenn ein Mitarbeiter wei? wofür er arbeitet (und damit meine ich nicht das Gehalt, die variable Vergütung oder den Chef glücklich machen), er einen Sinn in dem sieht, was er da tut, wird er bei zugelassenem Freiraum von alleine agil arbeiten. Ich meine damit neue Wege finden, Probleme l?sen und vor allem schneller, besser, weiter arbeiten, wie vorher. Regeln, Werte, Prozessnormen müssen trotzdem sein, sie bilden einen Handlungraum, aber wir sind nicht mehr im Maschinenzeitalter, wo der Vorarbeiter zeigt, wie die Arbeit gemacht wird und der Mitarbeiter dies auf den Punkt wiederholt. Im Zeitalter der Digitalisierung/Automatisierung übernehmen diese Jobs Maschinen. Also sind die Mitarbeiter auch nicht wie ein Maschinenpark zuführen, sondern gebt ihnen Freiraum, M?glichkeiten der Vernetzung und eine andere "Belohnung", die über das Monit?re hinaus geht. Also einen Sinn ihrer T?tigkeit. Oder lasst zu, das die Mitarbeiter innerbetrieblich über ihre eigentliche T?tigkeit aktiv werden k?nnen z.B. die M?glichkeit freiwillig an Projekten mitzuarbeiten, die zwar nicht zu ihrem unmittelbaren Arbeitfeld geh?ren, aber ihr Interesse geweckt haben. Oder gebt ihnen Freir?ume gesellschaftlich aktiv zu werden, ohne Einbussen beim eigenem Gehalt.

Bieri Judith

Gesch?ftsführerin I Dozentin I Mentorin

6 年

Das Thema l?st im Topmanagement Besorgnis aus, weil die klassischen Methoden verschwinden und somit vermeintliche Macht-Kontrollen schwinden. Im Gegenzug werden paradoxe Mehrkontrollen für Wissensarbeit?auferlegt.?Eine Frage der Zeit.?

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