The Beauty In-Between - 5 Tage im House of Beautiful Business
Fünf Tage in Lissabon mit unendlich vielen Eindrücken, die ich hier in einem LinkedIn Draft immer mal wieder mit notiert habe, keineswegs vollst?ndig sind, aber zeigen, was in der wunderbaren Academia das Ciências de Lisboa vor sich ging. Ich teile die Notizen hier für mich und wer mag, auch für die anderen Interessierten. Seht es nicht als Artikel, sondern als ?ffentlichen Merkzettel.
1. The beauty in-between
"Things happen at the intersection of disciplines and not within the boundaries of disciplines."
Anja Melander, Head of Culture bei der Stockholm School of Entrepreneurship, hat für mich gleich am Anfang die Grundmelodie der n?chsten Tage geschaffen. Sie spricht von der Antidisciplinary Revolution und h?lt radikale Kollaboration über die Grenzen der Disziplinen hinweg für die Kernkompetenz des 21. Jahrhunderts.
Tats?chlich war es genau diese spannende Begegnung mit verschiedenen Disziplinen, die das House of Beautiful Business zu einem au?ergew?hnlichen Erlebnis machten. Es ging immer um das, was dazwischen liegt - die Schnittstelle von Business und Kunst, Photography, Philosophie, Biologie, Architektur oder Stadtplanung. Die Zukunft der St?dte, die Cyborgs der Zukunft, die Smart Cities als Communities und Projektionsfl?che und gemeinsame Klammer für unserer Identit?t. Victoria Stoyanova widmete ihren Talk dem Wert der Communities: Hier finden Menschen Identifikation, hier werden auch die Stillen geh?rt:
“We don't need to spend more time with likeminded people, but create space for people in opposite sides of the table to sit together and talk”
In diesem Sinne war das House of Beautiful Business genau das: Ein Ort, an dem die Stillen auch geh?rt werden und Menschen mit so vielen verschiedenen Hintergründen zusammenkommen, um die Welt ein wenig besser zu machen.
2. Fixing capitalism - and society
Ist der Kapitalismus noch zu retten? Und wenn ja, wie k?nnen alle gleicherma?en vom Spiel der Marktkr?fte profitieren ohne die negativen Effekte, die heute überall sichtbar werden? Und wie bekommen wir die gesellschaftlichen Fliehkr?fte in den Griff?
Als Estela Renner, Regisseurin der Serie Aruanas, deren Helden Aktivisten im Kampf gegen den kriminelle Missbrauch des Brasilianischen Dschungels sind, auf der Bühne über die Auswirkungen von Machtkonzentration und die Menschen dahinter zeigt, wird es still. Sie gibt den Menschen ein Gesicht, die ohne Furcht für die gute Sache k?mpfen.
Mathieu Lefevre zeigte eindrucksvoll mit seinen Daten, wie stark polarisiert die Meinungsblasen bereits in unserer Gesellschaft auseinanderdriften. Mit seiner Initiative “more in common” macht er diese Entwicklung sichtbar. Für uns Deutsche spannend: "Die andere Teilung" die zeigt, dass es um die Diskursf?higkeit der Deutschen nicht gut bestellt ist. Es herrscht Sprachlosigkeit in diesem Land.
Und um gesellschaftliche Teilung und wachsende ?konomische Disparit?ten ging es im Gespr?ch mit dem wortgewaltigen Anand Giridharadas, Autor von ?Winners Take All“ - bewundernswert moderiert von Lea Steinacker. Kaum auf der Bühne arbeitet sich Anand an dem vorangegangen Gast Ebele Okobi und deren Arbeitgeber Facebook ab. In Anands Augen ist Facebook nicht zu retten und eine Gefahr für die Demokratie - und er macht es fest an der Person des Gründers. Etwas, was nachher zu reichlich Widerspruch führt in Bezug auf die Personifizierung allen übels und der rigiden Kriegserkl?rung an Facebook, aber generell doch den Geist der House Residents trifft: Facebook gilt hier als das Gegenteil von dem was, was sich die Residents unter der Humanisierung von Business und Society vorstellen. Noch an dem Abend setze ich um, was ich eh schon lange vorhatte: Leaving Facebook.
“Purpose is the word that’s been missing from this conversation. ... The struggle to reset capitalism on purpose is THE vital struggle of our age.”
Douglas Rushkoff ist nur virtuell im Gespr?ch mit Tim Leberecht dabei, aber der Mann ist so pr?sent, als w?re er unter uns. Sein aktuelles Buch “Team Human” steht auf der Leseliste, und sein beeindruckender Appell für die gemeinsame Herausforderung, die Kr?fte der Technolgie, der Konzerne und Institutionen zu z?hmen und uns auf das Zwischenmenschliche zu besinnen, macht nachdenklich. Rushkoff fordert, die Kr?fte die wir gefeiert haben nun wieder an die Leine zu legen, weil sie zwar die Medien-Monopole zerschlagen haben, nun aber selber zu monopolistischen Unternehmen geworden sind, die Wahlen beeinflussen und undemokratischen Kampagnen wissentlich oder unwissentlich Plattformen bieten. Sein L?sungsvorschlag: Facebook verstaatlichen, machen wir es zu einem Telefonbuch für die Menschheit, das allen geh?rt.
“Zuck donating 90% of his wealth is not that cool because he made too much money with doing bad things - why not give Facebook back to society?”
Rushkoff erinnert an den guten alten Adam Smith und die drei Faktoren Arbeit, Land, Kapital. In der Dominanz des Kapitals sieht er das zentrale Problem unserer Zeit. “Where are the people in the mines”? Wie bewerten wir Land und natürliche Ressourcen in einer ?konomie, die zu sehr vom Faktor Kapital dominiert ist?
Wenn wir aktuell über eine ”Neue Renaissance” sprechen, so kann man das Ende des Nationalismus erhoffen und die Wiedergeburt der Bürgerschaft, eine Meinung, die Rushkoff mit einigen anderen G?sten auf im House of Beautiful Business teilt: Communities schaffen Identifikation, nicht Nationalismen - St?dte als humanistischer Ansatz für eine Community, wie man sie in gro?en St?dten verorten kann und im Engagement der Bürgermeister der Weltst?dte für ein besseres Weltklima abseits der Staaten-Politik heute schon sieht.
Menschen sollten Wirtschaft wieder menschlich machen. “But if you work for Shareholders, you can not do beautiful business”. Mitarbeiter müssen Teilhaber werden.
Sir Paul Collier schlie?t im Gespr?ch mit Astrid D?rner nahtlos an. ”Capitalism doesn‘t work on autopilot” - Aber auch: Jede Form von Ideologie taugt nichts, es gibt kein Utopia. Wir müssen die Dinge ausprobieren und den richtigen Weg gemeinsam ergründen.
Seine Sorge in diesem Talk geh?rt dem Gegensatz von Stadt und Land. Die Metropolen wachsen, das Land verelendet. Im l?ndlichen Raum findet kaum Entwicklung statt, die Fertigkeiten der Menschen werden immer mehr entwertet, es ist oft zu sp?t für reskilling oder upskilling.
“The new class divide is an education divide, and a divide between land and city”
Auch Collier spricht von der Identit?t durch Communities, St?dte geben mehr Identit?t und werden langfristig für dezentralere Machtverteilung sorgen.
Wie? Es gibt keine Strategie, wir müssen es ausprobieren. Aber auch Trump, Brexit, Gelbwesten folgen seiner Meinung nach keiner Strategie.
”Fix the System, dont fight it. Fix the board of companies. Bring in diversity, ad stakeholders, customers, society, not only workers council.”
Ed Gillespie schreibt einen lesenswerten Review der Session mit Sir Paul Collier.
Brüche
“Nobody said let’s make this UI a little bit more weired. In business we try to flatten the land - in arts we look at frictions, that make us coming back. #AI is weired, but humans are too"
Want keep AI weired? Let’s keep us weired.“ (Mariana Lin)
Falling in Love with Tech again
Mark Sagar von Soul Machines fasziniert und macht zugleich nachdenklich zugleich mit "Baby X", dem “Human OS” und einem digitalen DNA Studio.
Auf der Watchlist seit seiner Session: https://www.tvnz.co.nz/shows/the-curious-mind
Konstantinos Karachalios, Managing Director der IEEE Standards Association, glaubt, dass wir dafür sorgen müssen, dass unsere Kinder sich wieder in die Wissenschaften verlieben. Technologie ist Teil der L?sung unserer Probleme und zugleich auch Teil des Problems. Klimawandel auf der einen Seite, Revolte der Jugend auf der anderen Seite. Es ist an der Zeit, mündige Bürger zu aktiven Bürgern zu machen. Und das f?ngt mit Aufkl?rung und Bildung an. Vor allem auch darüber, was #AI ist und was nicht.
“There is no #AI, there is only algorithmic decision making”
Und Emily Church, Director of Prize Operations at XPRIZE, ruft uns zu:
It’s not “in tech we believe”, it’s “in people we believe” - people create technology!
2. Hands On Workshops
Auch das macht das House aus: Mit Alexander Ebeling haben wir uns die Blockchain genauer angeschaut, gelernt, wie man mit der Wallet umgeht, wie man einen Token generiert. Und man geht reich aus den 90 Minuten heraus: Mit 0,9 BBT (Beautiful Business Token) in der Wallet.
Ganz besonders viel Freude hat mir die Photography Masterclass mit Beowulf Sheehan gemacht. Kurzweilige 90 Minuten rund um das perfekte Portrait, angeleitet von einem wahnsinnig sympathischen Meister.
Apparatus of Euphonious Thinking: Der Apparat, der Gedanken in Musik verwandelt und zum Schluss die Hirnwellen aller Teilnehmer in eine gro?e Sinfonie verwandelt. Grandiose Idee. Hier übrigens -> mein Beitrag zur Sinfonie.
Und abschlie?end ein Workshop über das Ende. Das digitale Ende nach unserem physischen Ende. Habt Ihr Euch schon überlegt, wie Ihr Euren digitalen Nachlass verwaltet. Sch?ne übung dazu: Wenn Ihr nur eine Sache Eures geliebten Menschen nach dessen Tod mitnehmen dürftet, was w?re es? Euer WhatsApp Thread auf seinem Smartphone? Seine digitalen Bilder? Die SMS, die Ihr Euch geschrieben habt? Seinen e-Mail-Account? Wollt Ihr das wirklich? Bewegende Gedanken zum Ende.
Singing Fight Songs
Und auch das bleibt auch in Erinnerung: Morgendliches Singen in der beeindruckenden Bibliothek.
Ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich mit diese 5 Tage in Lissabon nehmen konnte. Ich besuche so viele Konferenzen, entweder als Speaker oder als Teilnehmer. Meist treffe ich die gleichen oder ?hnliche Menschen auf der Bühne im Publikum. Diese Konferenz war anders und deshalb so erfrischend. Was Tim Leberecht, Till Grusche und Monika Jiang da auf die Beine gestellt haben, ist ganz au?ergew?hnlich. Und geh?rt genau deshalb in diese Welt.
Weitere lesenswerte Reviews:
Ana Neves hat mit einer Reihe von Eindrücken:
Beowulf Sheehan hat nicht nur eine wunderbare Photography Masterclass in der Academia gehalten und ist zudem eine beeindruckende Erscheinung auf der Bühne, wenn er seine Autoren-Portraits vorstellt, er hat auch unglaublich sch?ne Portraits der Speaker in Lissabon gemacht:
Strategic Leader l Transformation Expert l Executive Vice President l Advisory Board Member l Unit Lead l LinkedIn Top Voice l Top 100 Women for Diversity l modelling Female Leadership
5 年WOW, DANKE Alexander! Da wird deutlich, dass es ganz sicher nicht die richtige Entscheidung war, eine Keynote gegen mein HoBB Ticket vorzuziehen. Danke fürs teilen und die vielen Inspirationen.
FutureTech, Strategy, Innovation || Head of R&D || Werner-von-Siemens Centre for Industry and Science e.V.
5 年Danke für das Teilen der Eindrücke und Notizen, ich mag das Format der "Gedankenschnipsel" die sich angesammelt haben über die Tage. Da sind viele wertvolle Impulse dabei, die so auch "beyond the house" wirken.